Sprachkurs an der Universität Klaipeda

Teilnehmer aus aller Welt und ein erstaunliches mediales Interesse an dem Kurs

Hauptzweck meiner diesjährigen Reise ist die Teilnahme an einem Litauisch-Sprachkurs an der Uni in Klaipeda. Ich hatte den Sprachkurs schon vor einigen Jahren entdeckt, aber vier Wochen am Stück plus Reisezeit, war zu den Zeiten, in denen ich noch gearbeitet habe, eher utopisch.

 

Die Teilnehmer an diesem Sprachkurs sind ein bunt gemischtes Völkchen aus aller Welt. Rund 70 Teilnehmer aus 24 (!!) Staaten. Von Azerbaischan über Indonesien, von Island bis Spanien, Nord- und Südamerika (Kanada, USA, Brasilien und Mexiko) sowie Teilnehmer aus Rußland, der Ukraine, Weißrußland, Polen um nur die markantesten Herkunftsländer zu nennen.

Die Teilnehmer sind auch altersmäßig bunt gemischt. Knapp 20 Jahre bis über 70 Jahre - ist alles vertreten.

 

Das weltweite Interesse an der litauischen Sprache, die weltweit nur von rd. 3,5 Millionen Menschen (das sind gerade mal 2x die Einwohner Hamburgs) wird hier in Klaipeda sehr bewußt registriert und hat dazu geführt, dass bei der sog. "Opening Ceremony" am Nachmittag des ersten Unterrichtstages nicht nur die Offiziellen der Universität sondern auch der Bürgermeister von Klaipeda anwesend war.

Hinweis zu den Fotos aus der Sommerakademie: Während den offiiziellen Veranstaltungen sowie auf den großen Exkursionen werden wir von dem Photografen Saulius Pajojus begleitete, von dem dann die meisten der Fotos dieser Veranstaltungen stammen

Unser Kurs war der lokalen Presse den folgenden Artikel wert, der gleichzeitig einen Eindruck davon gibt, wie Litauisch in geschriebener Form aussieht

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Am zweiten Unterrichtstag erschien dann sogar noch das Fernsehen im Unterricht und am Abend wurde ein rund fünfminütiger Bericht gesendet.

International Party

Zur Tradition gehört in den ersten Tagen ein international Party, bei der die Teilnehmer kurz ihre Heimatländer vorstellen, eventuell arirgendwelche Speisen vorbereiten und zusammen feiern. Und auch die Dozentinnen tragen ihren Anteil bei, Litauen vorzustellen.

 

Es war spannend, wie sich die einzelnen Staaten präsentierten. Die die Mädels aus Indonesien haben getanzt, aber es wurde auch gesungen, das Land durch einen kleinen Vortrag vorgestellt usw. Wir haben ein nur halb ernst gemeintes Quiz über Deutschland veranstaltet, mit Fragen wie, wer hat mehr Einwohner Berlin und ganz Litauen (es ist übrigens Berlin), wie viele Gartenzwerge gibt es in Deutschland (angeblich rund 25 Millionen) usw. Ich war ja zunächst etwas skeptisch, aber es ist gut angekommen. Hinsichtlich der Speisen und Getränke waren wir eher unkreativ und haben diverse Biersorten und Haribo Gummibärchen aufgetischt. Wie gesagt, viele Länder waren erheblich kreativer.

Der Abend war lustig, interessant und auch lecker.

 

Und zum Schluß gab es dann ein (wie ich im Laufe der Kurswochen gelernt habe:  irgendwie unvermeidliche) Gruppenfoto.

 

Und zum Abschluss des Abends gab es das (wie ich inzwischen weiß unermeidliche) Gruppenfoto

Wir lernen Litauisch

Die Teilnehmer sind in fünf Gruppen eingeteilt, wobei die absoluten Anfänger, zu denen ich auch gehöre, die wohl größte Gruppe stellen.

Wir haben vormittags zweimal 90 Minuten Unterricht. Klingt nicht viel, ist aber verdammt anstrengend, da das Tempo der Stoffvermittlung ziemlich hoch ist.

 

Dieser Umstand war aus meiner Sicht durchaus vorhersehbar, da laut Ausschreibung mit diesem Kurs 8 ECTS (sog. Creditpoints) zu erzielen sind und Benjamin mir bereits vor dem Kurs erklärt hat, dass dies verdammt viel sei und er im Rahmen seines Maschinenbaustudiums in den einzelnen Fächern für ein ganzes Semester Vorlesung, Labor und Klausur eher so um die 5 ECTS oder sogar weniger erhält.

Ich war also vorgewarnt.

 

Hinzu kommt, dass Englisch Unterrichtssprache ist. Anders als für einige Mitstreiter stellt mich das nicht vor größere Probleme, aber an so manchen Tag habe ich mittags das Gefühl, keinen korrekten deutschen Satz mehr herauszubekommen, denn in meinem Kopf herrscht ein "Sprachensalat", in den sich aus unerklärlichen Gründen auch noch die eine oder andere französische Vokabel mischt.

 

LItauisch ist nicht gerade einfach und es fällt auf, dass nahezu alle - egal auf welchem Sprachlevel - über die Grammatik stöhnen. Und das von Leuten, die in der Regel  neben ihrer Muttersprache in der Regel zwei weitere (und häufig sogar noch mehr) Fremdsprachen beherrschen und meist weitere Sprachen zumindestens ansatzweise verstehen.

Einige der Kursteilnehmer haben auf eine oder andere Weise Bezug generell zu Sprachen und/oder speziell zum Litauischen. Es gibt Sprachlehrer für alle möglichen Sprachen, bei denen jetzt auch noch Litauisch dazu kommen soll. Wir haben Lingistik- und/oder Baltistik-Studenten dabei, aber auch zwei Brüder aus Florida, die beide Tierarzt sind, aber familiäre Wurzeln hier in der Gegend haben sowie etliche männliche Teilnehmer mit den unterschiedlichsten Berufen (ganz exotisch: ein Berufstaucher aus Mexiko und ein Professor für chinesische Philosophie aus Island!), die mit litauischen Frauen verheiratet sind und zum Teil in Litauen leben.

 

Das Lernen beschränkt sich nicht nur auf den Unterricht. Auch im Alltag taucht man in die Sprache ein. Sei es, dass die Damen am Empfang im Wohnheim nur Litauisch, vielleicht noch Russisch, aber in der Regel kein Englisch sprachen. Und selbst beim Einkaufen im Supermarkt mußte man sich spätestens an der Kasse ja auch irgendwie verständigen.

 

Und während unserer Exkursionen haben uns unsere Dozenten mit großem Engagement viele Informationen gegeben, hauptsächlich auf Litauisch. In der Regel hat Daiva hat im Bus die Fakten wasserfallartig auf litauisch über uns ausgegossen und Virginija für uns Anfänger in Kurzform auf Englisch übersetzt.

Auch wenn ich die Erläuterungen von Daiva natürlich nicht wirklich verstanden habe, waren da immer wieder Brocken, die dann doch bekannt waren und manchmal erschloss sich (eventuell auch weil ich sonstiges Faktenwissen zu dem Thema hatte) sogar der Zusammenhang.

Und es war schon spannend zu sehen, wieviel mehr als bei der ersten Exkursion man bei der Exkursion am Ende der vier Wochen verstanden hat. Natürlich waren es immer noch nur Bruchstücke, aber immerhin.

 

Das offizielle Gruppenfoto

Irgendwie wurden (insbesondere bei Exkursionen und Veranstaltungen) ständig Gruppenbilder gemacht. Aber es gibt auch ein offizielles Foto mit Logo der Uni, das uns im Rahmen der Abschlussveranstaltung neben den Zertifikaten überreicht wurde.

 

Da das Jahr 2018 das Jahr der Feierlichkeiten zur Wiedergründung Litauens vor hundert Jahren war, waren wir natürlich ganz symbolträchtig in der Form der Zahl "einhundert" arrangiert.

 

Unterrichtsziel erreicht - das Zertifikat

 

Bei dem Sprachkurs handelte es sich ja um eine offizielle Lehrveranstaltung der Universität, deren Schwierigkeitsgrad und "workload" relativ hoch mit acht  Creditpoints bewertet war. Neben insgesamt 120 Unterrichtsstunden (à 45 Minuten) gehörten auch regelmäßige Hausaufgaben und ein rund 3stündiger Abschlusstest dazu.

 

Ich habe mich, wie ich finde, auch gegen die ganzen "Youngsters" recht gut geschlagen, obwohl ich weniger Energie ins Lernen gesteckt habe, als ich mir vielleicht vorgenommen hatte. Aber eine Ausrede gab es immer - und die beste Ausrede während des Sommers 2018 war: "es ist zu heiß"

 

Auch wenn es etwas nach Angeberei klingt: Ich bin stolz auf mein Zertifikat, das ich mit 9 von 10 möglichen Punkten bestanden habe. Es ist zwar erst das A1-Sprachzertifikat, aber das bedeutet auch, dass ich in Litauen, selbst wenn ich keinen Selbstbedienungsladen finde, nicht verhungere und auch nach dem Weg fragen kann.