Prolog

Countdown: noch vier Tage bis es losgeht

Die Fähre ist gebucht. Und was noch viel wichtiger ist, mein Auto und die Kombibox sind endlich da.

 

Gestern habe ich meinen Dacia Dokker beim Händler abgeholt. Die Kombibox mit Küche und Bett ist bereits letzte Woche per Spedition geliefert worden und von Ben und mir zunächst in meinen Keller gehievt worden. Die Kellertreppe war mit dem rund 60 Kilo betragenden Gewicht der Box durchaus eine Herausforderung und die Kellertür hätte nicht schmaler sein dürfen.

 

Und gestern habe ich dann meinen Dokker beim Händler abgeholt und bin etwas in Hamburg rumgefahren, da ich u.a. auch Ben abholen musste, damit er beim Einbau der Box hilft (d.h. Ben übernahm den Einbau federführend, während  ich für die Handlangerdienste zuständig war)

 

Nicht zwingend notwendig, aber wir haben die hintere Sitzbank ausgebaut und danach die Box ein-gebaut, wobei der Einbau der Box dann doch etwas umständlicher war als in dem Werbevideo der Herstellerfirma (http://ququq.info) gezeigt.

Die Box einschließlich Bett nimmt fast den gesamten Kofferraum des Dokker ein, aber durch die ausgebaute Sitzbank ist trotzdem viel Platz – ich bin allerdings „optimistisch“, dass ich den Stauraum ohne größere Probleme voll bekommen werde.

 

Auch wenn ich mich an die im Vergleich zum kleinen Twingo doch riesigen Ausmaße des Dokkers gewöhnen muss, lässt er sich gut fahren und Ben war über die Qualität der Musikanlage begeistert.

 

Heute Vormittag habe ich meinen Dokker mit dem ganzen Krimskrams, den ich immer im Auto habe „eingerichtet“: vom Kugelschreiber bis zur Straßenkarte (ich habe zwar auch mein Navi, aber für den Gesamtüberblick bevorzuge ich die gute alte Straßenkarte) und mit der grünen Umweltplakette und je einem Aufkleber vom 1. FC St.Pauli (Fußball) und vom THW Kiel (Handball) „individualisiert“.

Mit der Fähre von Kiel nach Klaipeda

Ich habe lange genug in Kiel gelebt, um eigentlich zu wissen, wie ich zum Ostuferhafen komme. Aber wie eigentlich immer bin ich auch dieses Mal in der Ausfahrt von der B 75 auf den Ostring falsch abgebogen.

 

Der Check-in war schnell erledigt und dann hieß es auf das Boarding warten. Es ist immer wieder schön zu beobachten, welche Hektik zu Beginn der Boarding Time aufkommt - als ob die Autofahrer Angst haben, dass sie nicht mitgenommen. Aber zumindestens für PkW auf der Route Kiel – Klaipeda gilt nach meiner Erfahrung, dass derjenige, der in Kiel früh an Bord ist, in Klaipeda als einer der letzten runter kommt.

 

Die Pkw werden meistens im untersten Autodeck „verstaut“, verbunden mit steilen Rampen und rückwärts rangieren auf engstem Raum.  Mit meinem neuen Dokker, der um etliches breter ist als der Twingo und mit dem ich bisher kaum rangiert habe, habe ich diese Aufgabe letztendlich so gut (oder so schlecht) wie die meisten andereren Autofahrer bewältigt; Nicht optimal, denn der Einweiser mußte zwei oder dreimal korrigieren, aber es war okay, für mich und auch für den Einweiser. Dass er ungeduldig werden konnte und auch laut, mussten einige der nachfolgenden Autofahrer erleben, die sich nicht an seine Anweisungen gehalten haben.

Die Fähre läuft gegen 21 Uhr in Kiel aus. Beim Auslaufen waren nur wenige Passagiere auf dem Oberdeck, denn einerseits war es leidlich grau, kühl und windig und andererseits lief ab 20 Uhr auf allen Fernsehern in der Lounge und den Bars das Halbfinale Frankreich – Belgien der Fußball WM

 

Bis auf die Höhe von Kiel-Bülk bin ich draußen geblieben und fotografiert, aber dann wurde das Licht allmählich schlecht und mir außerdem kalt

 

Obwohl ich sehr spät gebucht habe, habe Ich noch ein Bett in einer 4-Bett-Außenkabine reservieren können. Die Kabine ist nich voll belegt: ich habe nur zwei ältere deutsche Damen auf dem Weg nach Nidden als Mitreisende.

 

Außerdem habe ich insoweit Glück gehabt, dass ich eines der beiden unteren Betten erwischt habe, was ich durchaus als angenehm empfinden, dadurch die Kletterei entfällt.

Anders als vor einigen Jahren als die Fähre ab ungefähr einer Stunde nach Abfahrt bzw. Ankunft ein einziges riesiges Funkloch war, sind heute diverse Netze der Anrainerstaaten in erreichbarer Nähe und außerdem kann man sogar auf der Fähre zu einem relativ moderaten Preis Internetvolumen per WLAN erwerben.

 

 

 

 

Was mich allerdings etwas irritiert hat und was ich ziemlich albern finde, sind die Hinweise auf zwei Stellen auf dem Oberdeck, die die Reederei offensichtlich als optimale Punkte für Selfies ansieht.

Diese Markierungen sind aus meiner Sicht völlig überflüssig, zumal die meisten Leute ihre Selfies nicht an dieser "ausgeschilderten" Stelle gemacht haben.

Nachdem ich bereits seit einigen Wochen mit einem Mulitmediakurs konsequent Litauisch-Vokabeln lerne, kann ich feststellen, dass ich auf den Schildern an Bord etliche Begriffe erkennen kann, auch wenn sich der genaue Sinn dann doch erst durch die englische bzw. deutsche Übersetzung endgültig erschließt.

 

Das meiste Personal an Bord ist litauisch, kann natürlich deutsch und/oder englisch. Meine beiden Versuche wenigstens die Grußformel auf litauisch anzubringen, hatte zweimal den Erfolg, dass die Antwort dann prompt auf litauisch kam und ich entsprechend überfordert war.

 

Beim Einchecken an Bord kam nach der Antwort auf litauisch postwendend die Frage, ob ich alles verstanden hätte, denn schließlich hatte der Mensch an der Rezeption vorher meinen deutschen Ausweis in der Hand gehabt. Ich hatte zumindestens den Sinn der Antwort im groben erfaßt.  Am Morgen im Restaurant hatte ich allerdings nicht die geringste Ahnung und musste auf deutsch nachfragen.

 

Für die Zeit der Fahrt über die Ostsee wird man mehr oder weniger seinen eigenen Unterhaltungskünsten überlassen. Das Angebot beschränkt sich im Prinzip auf drei große Fernseher, auf denen die Programme jedoch entweder auf Litauisch oder Russisch laufen.

 

Für mich war die Lösung bisher immer, mir ein möglichst windstilles Plätzchen im Freien zu suchen und zu lesen und/oder zu schreiben, aber auch das war diesmal nicht so einfach. Vermutlich weil es ziemlich windig war, waren auf den Sonnendeck keinerlei Sitzgelegenheiten, außer man setzte sich auf den Boden, was auf Dauer ziemlich ungemütlich ist, oder man war so clever wie das Ehepaar, das sich Campingstühle als eigene Sitzgelegenheit mitgebracht hat. Die beiden waren ganz eindeutig die Einzigen, die es auf dem Sonnendeck leidlich bequem hatten.

Und dann kam allmählich Klaipeda in Sicht. Auch dieses Mal konnte ich mich nicht mit dem Fotografieren zurück halten und es gab mal wieder Kräne, Kräne, Kräne und natürlich auch den Blick auf die Stadt.

Ansonsten gab es eine kleine Überraschung, denn der Fähranleger der DFDS Fähren von Kiel und Karlsham in Schweden ist seit meiner letzten Reise stadteinwärts verlegt worden und befindet sich jetzt direkt neben der Autofähre auf die Kurische Nehrung.

Ich bin von zwei der studentischen Mentoren des Sprachkurses an der Fähre abgeholt worden, damit ich den Weg ins Wohnheim finde.

Die Fähre sollte um 17.30 Uhr ankommen, war aber knapp eine halbe Stunde zu spät und irgendwie habe ich es (obwohl nicht als eine der ersten an Bord) auch dieses Mal geschafft, mit meinem Auto in der hintersten Ecke zu stehen, so dass ich als eine der letzten von der Fähre runtergekommen bin - meine beiden Abholer haben mehr als eine Stunde auf mich warten müssen.