Litauisch "Mažoji Lietuva" (Lithuania Minor, Kleinlitauen) -                          auf deutsch "Memelland"

I. Gemeinsamer Ausflug nach "Klein-Litauen" und Schemeiten

Auch wenn das Hauptinteresse der Teilnehmer sich auf das Erlernen der litauischen Sprache richtet, führt der Kurs im Namen auch das Wort "Kultur" und im Programm sind auch Exkursionen und Informationen über Land und Leute enthalten.

 

Also sind wir am Freitag Mittag zu einer zweitägigen Exkursion nach "Klein-Litauen"  und Schameiten, zwei der fünf Litauischen Regionen mit zum Teil sehr unterschiedlichen Kulturen, aufgebrochen. Der im Litauischen gebräuchliche Ausdruck "Klein-Litauen" umfasst im wesentlichen  die Gegend am Kurischen Haff, also das ehemalige Memelland bezeichnet und somit die Gegend die zu Zeiten des Königreichs Preußen als "Preußisch Lithauen" bekannt war. Schameiten (in der Englischen Version Samogitia) schließlich im Westen daran an.

Wir verlassen Klaipeda südwärts. Neben einer kleinen Broschüre, die wir am Tag vorher erhalten haben, gibt es jetzt jede Menge Informationen von Daiva auf litauisch, die von Virjinia auf in einer englischen Kurzfassung zusammengefasst werden.

 

Über Priekule (Prökuls), wo wir leider nicht angehalten haben, geht es nach Drawöhnen (Dreverna). Auf einem alten renovierten Fischeranwesen, das heute als "ethnologisches" Museum dient, beginnt unser Kulturprogramm, in Form eines ungefähr einstündigem Mitmach-Folkloreprogramms.

 Die Damen des Folklore-Ensembles sind sehr bestimmt und fast niemand kann sich dem Mitmachen entziehen. Einige drücken sich dennoch erfolgreich, darunter auch ich, die mit der Kamera in der Hand tatsächlich den zum Teil recht energischen Aufforderungen entging. Einige Teilnehmer machten eher unwillig mit, aber nach meinen Beobachtungen waren die meisten doch mit einer gewissen Begeisterung dabei.

Es folgt eine kurze Bootsfahrt vom Hafen von Drawöhnen hinaus aufs Haff und wieder zurück. Kurz vor der Mündung ins Kurische Haff. Die Orte am Haff suchen ihre Zukunft im Touristmus und Wassersport und so besitzt auch Dreverna neben einer kleinen Marina auch einen direkt am Wasser liegenden Campingplatz mit schmucken Blockhäusern.

Švekšna - gelegen in der Region Schemeiten. Eine Kleinstadt mit einer riesigen, für diesen Ort ein wenig überdimensioniert wirkenden, Anfang des 20. Jahrhunderts erbauten katholischen Kirche.

Beeindruckend fand ich insbesondere die Kirchenfenster.

Übernachtung in Pakalnes Vingis

Wir übernachten in Pakalnes Vingis, einer Ferienanlage mitten im Nirgendwo auf der Halbinsel hinter Ruß (Rusne) Die Anlage ist wunderschön.

Unser Abendessen besteht aus einem großen Buffet von unterschiedlichen geräucherten Fischen. Total lecker. Während des verbleibenden Abends gehen die einen in die Sauna, die anderen machen eine kleine Paddeltour, es wird getanzt und zum Teil noch lange draußen gesessen. Brigitte und ich gehen in der Umgebung der Anlage noch etwas spazieren,  genießen den Sonnenuntergang und sind relativ früh im Bett.

 

Natürlich bin ich ann auch relativ früh wieder wach und schleiche mich aus dem Zimmer, das ich mit Brigitte geteilt habe.

Und morgens um 7 Uhr ist es noch schöner als am Abend vorher:

Überall zwitschert es. Unter dem Dach unseres Hauses nisten Schwalben, fast an jedem Baum ist mindestens ein Nistkasten oder auch mehrere und natürlich darf auch ein Storchennest nicht fehlen. Auf dem Fluß schwimmen Enten und springen Fische (zumindest klingt das so, gesehen habe ich keinen). Und die Katze des Hauses versucht Streicheleinheiten zu schinden.

Gegen halb acht erwacht allmählich das Leben. Die Eigentümerin werkelt im separaten Küchenhaus und bereitet vermutlich unser Frühstück vor. Aus einzelnen Zimmern sind durch die offenen Fenster Stimmen zu hören, Fetzen von Unterhaltungen in welcher Sprache auch immer. Gelegentlich ist auch das Summen der Mücken zu hören, die trotz des Wassers rundherum erstaunlich wenige sind.

Einzelne Kursteilnehmer zieht es schon nach draußen, aber jeder geht für sich ein wenig um her. Ein kurzes "Labas rytas" oder auch nur ein Nicken als ob niemand die Ruhe stören möchte.

Nach dem leckeren, umfangreichen und absolut herzhaften Frühstück (Wurst, Rühreier, Buchweizengrütze, Blynai, Tomaten, Gurken usw) gab es zunächst noch eine Unterrichtseinheit. Für uns Anfänger mit Vokabeln wie Teller, Messer, Löffel, Gabel usw.

Silute (Heydekrug)

Und dann ging es weiter nach Šilūte (Heydekrug). Auch wenn Rusne (Ruß) nur wenige Kilometer von unserer Unterkunft entfernt und eigentlich auf dem Weg nach Šilūte liegt, haben wir es ausgelassen. Eigentlich schade.

 

Wesentlicher Programmpunkt in Heydekrug waren das Hugo-Scheu-Museum. Warum allerdings in aller Welt dort ein Vorführung über weltweite Teezeremonien vorgesehen war, hat sich mir nicht erschlossen. 

Aber den anderen Teilnehmern scheint es Spaß gemacht zu haben.

Ich habe mir allerdings die Teezeremonien erspart (ich trinke ohnehin lieber Kaffee) und die Zeit für einen kurzen Spaziergang in die Stadt genutzt.

 

Also gemütlich die Hauptstraße hinunter bis zur 1929 gebauten Kirche, die leider nicht geöffnet war und man nur vom Vorraum durch ein Gitter auf den beeindruckenden Altar schauen konnte.

Und dann ging es allmählich zurück. Vorbei an der alten Feuerwehrwache aus 1911, hinter der sich auch die derzeitige Feuerwache befindet. Und die Hauptstraße zurück bis zum Marktplatz.

 

Und dann die Hauptstraße zurück bis zum Marktplatz.

Zweiter Programmpunkt im Museum sollte eine Führung durch die dort stattfindende Sonderausstellung zu Luxusmode im 19. Jahrhundert.  Nicht auf dem Plan hingegen war eine Führung durch die sonstigen Ausstellungsräume, die die durchaus sehenswerte Sammlung des Hugo Scheu enthält.

Also habe ich mir auch hier mein eigenes Programm gemacht und habe mir (wahrscheinlich als einzige) die Sammlung angesehen.

Da die Sonderausstellung zur Mode sich ebenfalls in den Räumlichkeiten befand, habe ich natürlich auch einen Blick darauf geworfen. Die erschien mir sogar recht interessant, aber bei der begrenzten Zeit, die wir hatten, lagen meine Prioritäten dann doch anders.

Minge

Auf Minge hatte ich mich eigentlich gefreut, aber es wurde ein Reinfall.

Vorgesehen war einerseits ein gemeinsames Mittagessen und anschließend etwas freie Zeit für einen Ortsrundgang.

 

Obwohl wir bereits einige Tage im voraus unser Essen bestellt hatten und das Restaurant so aussah, als wäre es im Umgang mit größeren Gruppen erfahren, waren die der Herausforderung nicht gewachsen, uns in angemessener Zeit abzufüttern. Es blieb also kaum Zeit für den Ortsrundgang. Die meisten haben gleich darauf verzichtet, ich bin noch im Schweinsgalopp vom Restaurant, das an der Marina lag noch ein wenig am Ufer lang. So hatte ich mir den Besuch in Minge nun nicht vorgestellt.

 

Vente (Windenburger Ecke)

Und weiter ging es zum Windenburger Eck. Was wir in Minge zu wenig Zeit hatten hatten wir dort meiner Meinung zu viel.

Ich kenne Windenburg ja von einem Ausflug ab Nidden mit Aurelijus mit einem Sprinter und in der Vorsaison.

Gab es den riesigen Parkplatz ca. 200-300 Meter vor dem Leuchtturm mit Laden usw. damals schon oder war er aufgrund der Vorsaison einfach nur nicht in Betrieb? Ich kann mich auf jeden Fall nicht daran erinnern.

Aber ein Blick auf das Haff und die Atmath muss natürlich sein, auch wenn die Sonne wie die ganze Zeit vom Himmel brennt.

Früher war die Windenburger Ecke wegen ihrer unberechenbaren Wetterverhälnisse bei den Fischer gefürchtet.

Ansonsten ist  Windenburg für seine auch heute noch betriebene Vogelwarte bekannt. Die Vogelwarte kann besichtigt werden, allerdings hat das (einschließlich mir) wohl keiner aus unserer Gruppe gemacht.

Neben einigen Vogelmotiven aus Metall fand ich besonders die über Windenburg kreisenden Störche faszinierend.

Die Zeit, die wir in Minge zu wenig hatten, hatten wir in Windenburg eigentlich zu viel. Andererseits hatte ich so die Möglichkeit noch kurz auf den direkt neben dem Parkplatz gelegenen Windenburger Friedhof zu schauen.

II. Memelland auf eigene Faust

Da ich bei der im Kulturprogramm organisierten Tour einige Orte und Programmpunkte vermißt habe und da die Gegend nur eine kurze Autosfahrt von Klaipeda entfernt war, habe ich mich am Wochenende nochmal alleine auf den Weg gemacht.

 

Prökuls (Priekule)

Auf unsere Tour sind wir nur durch den Ort gefahren, was ich ja irgendwie schade fand. Also habe ich mir dort etwas mehr Zeit genommen, bin über die Hauptstraße gelaufen und auch in einige Nebenstraßen abgebogen

Am Ortsausgang findet sich auf einer Anhöhe der (alte) Friedhof. Zum Teil sind nur noch die Grabeinfassungen erhalten, zum Teil jedoch auch die Grabtafeln.

Besonders eindrucksvaoll fand ich einerseits den Baum am Rande des Friedhofs und die Grabtafel der Eheleute Schütz.

Aus meinen genealogischen und regionalgeschichtlichen "Forschungsarbeiten" sind mir diese Namen geläufig und ein Teil des Lebenslaufs bekannt. Es handelt sich um den örtlichen Lehrer, der aus Nemonien im Kreis Labiau (heute im zu Rußland gehörigen Königsberger Gebiet) und dessen Ehefrau, die aus Loye in der Elchniederung stammen.

König-Wilhelm-Kanal

Der König-Wilhelm-Kanal  wurde am 17. September 1873 als Binnenwasserstraße, die den Ort  Ruß (heute Rusne) mit Memel (Klaipeda) verband, eingeweiht. Der Kanal verband die Memelmündungsarme Atmath und Minge so mit dem Hafen von Memel, dass insbesondere die Frachtschifffahrt und die Holzflösserei nicht mehr auf das Kurische Haff hinausfahren mussten und die wegen ihrem tückischen Wetter geführte Windenburger Ecke (Vente) umrunden mußten.

 

Heute führt eine Landstraße hinter Priekule zum König-Wilhelm-Kanal, der (als Sehenswürdigkeit ausgeschildert) demjenigen der auf dem kleinen Parkplatz anhält, einen recht wildromantischen Ausblick liefert.

Von Drawöhnen über Schwenzeln nach Kinten

Und noch einmal Heydekrug

Heydekrug an einem brütend heißen Sonntag Mittag.

Zeit über die nahezu menschenleere Hauptstraße zu bummeln, in einem Laden sich Nachschub an kalten Getränken zu holen und auch noch etwas durch die Nebenstraßen zu bummeln, dabei bin ich auch am alten Herdergmnasium mit seinen wie ich finde sehr interessanten Eingangsportal verbeigekommen

Bei unserem letzten Besuch hatte ich am Ortsausgang etwas im Augenwinkel gesehen, was ich mir jetzt etwas genauer ansehen wollte, nämlich eine lange Mauer mit unterschiedlichen Bildern.

Bei genauerer Betrachtung ist es die aus Backsteinen errichtete Begrenzungsmauer einer Fabrik, auf  der auf einer Länge von mehreren hundert Metern Szenen aus der Stadtgeschichte Šilūtes dargestellt sind. Ich habe insgesamt mehr als 120 Detailfotos der Szenen gemacht, hier jedoch nur eine Auswahl.

 

Ruß (Rusne)

Ruß liegt an der Atmath, einem der Mündungsarme der Memel. Heute liegt die Stadt direkt an der Grenze zum zu Rußland gehörenden Königsberger Gebiet und war auch bereits während der Abtrennung des Memellandes Grenzstadt, damals an der Grenze zu Ostpreussen im von Litauen besetzten Memelland.

Rusne ist heute stolz auf den dort aufgewachsenen Hermann Kallenbach (1871-1945), der päter als Architekt in Südafrika lebend, ein enger Freund und Mäzen von Mahatma Gandi war. Beiden wurde im Jahr 2015 am Ufer der Atmath ein Denkmal gesetzt.

Ziele rund um Klaipeda

Während der vier Wochen in Kurs in Klaipeda war das Wetter (wie auch im restlichen Nordeuropa) unwahrscheinlich heiß und es herrschten Temperaturen, bei denen ich nur bedingt Lust hatte, mit einem dunkelblauen Auto durch die Gegend zu fahren.

Außerdem ließ der Kurs und die auf dem Kursprogramm stehenden Veranstaltungen und Exkursionen, sowie die sonstigen Veranstaltungen in Klaipeda nicht wirklich viel Zeit übrig.

 

Aber es hat immerhin für zwei weitere kleinere Ausflüge ins Umland gereicht

Kretinga (Crottingen) und Umgebung

Plicken (Plickai)

Auch in Plicken (Plickai) waren meine hauptsächlichen Fotomotive die (rbangelische) Kirche und der (alte) Friedhof.

Auf dem Friedhof faszinieren mich immer wieder die kunstvoll geschiedeten Metallkreuze sowie die Schilder aus Porzellan. mal verwittert, mal gut lesbar und sehr oft nicht mehr vorhanden.

Auf dem Friedhof in Plicken findet man aus den Jahren zwischen 1920 und 1940 auch litauische Grabinschriften.